03.04.2023 – Wissenschaft & Forschung
Zu wenig Schlaf im Teenageralter kann MS-Risiko erhöhen
Schichtarbeit mit ihren den biologischen Schlaf-Wach-Rhythmus torpedierenden Arbeitszeiten wurde in Studien bereits mit einem erhöhten Risiko für MS in Verbindung gebracht, insbesondere in jungen Jahren. Ob auch Schlafmuster, also Dauer, Störung der inneren Uhr und Schlafqualität, das MS-Risiko ebenfalls beeinflussen, ist bislang noch nicht vollständig untersucht worden.
Dieser Frage gingen Forscher des Karolinska Instituts in Stockholm mithilfe einer bevölkerungsbezogenen Fall-Kontroll-Studie nach, in die sie mehr als 5200 Schweden im Alter zwischen 16 und 70 Jahren einschlossen. Jeder Person mit MS stellten sie zwei vergleichbare Personen ohne die Erkrankung gegenüber, die zufällig aus dem nationalen Bevölkerungsregister ausgewählt wurden. In die endgültige Analyse flossen Daten von 2075 Menschen mit und 3164 ohne MS ein.
Wenig Schlaf steigert das MS-Risiko um 40 Prozent
Die Teilnehmer wurden befragt, wie lange sie in verschiedenen Altersstufen jeweils an Arbeits- oder Schultagen sowie an Wochenenden oder freien Tagen geschlafen hatten. Als kurzen Schlaf definierten die Wissenschaftler weniger als sieben Stunden pro Nacht, als ausreichend galt eine Schlafdauer von sieben bis neun Stunden, als langer Schlaf galten zehn oder mehr Stunden. Die Studienteilnehmer wurden auch gebeten, die Schlafqualität in den verschiedenen Altersperioden anhand einer Fünf-Punkte-Skala zu bewerten, wobei der höchste Wert einer sehr guten Schlafqualität entsprach. Die Forscher konzentrierten sich insbesondere auf die Schlafmuster im Alter von 15 bis 19 Jahren.
Die Analyse ergab schließlich, dass Schlafdauer und -qualität in der Jugend mit dem Risiko einer MS-Diagnose in Zusammenhang standen. Dieses nahm mit weniger Stunden Schlaf und schlechterer Schlafqualität zu. So war wenig Schlaf (<7 Std./Nacht) während der Teenagerjahre im Vergleich zu ausreichend Schlaf (7–9 Std./Nacht) mit einem um 40 Prozent erhöhten Risiko verbunden, später eine MS zu entwickeln – auch nach Berücksichtigung einer Reihe anderer Risikofaktoren wie des Body-Mass-Index (BMI) im Alter von 20 Jahren und des Rauchens. Die Ergebnisse blieben auch ähnlich, wenn diejenigen, die im Schichtdienst arbeiteten, aus der Analyse ausgeschlossen wurden.
Zu wenig Schlaf durch soziale Medien und Internetnutzung
Auch eine subjektiv als schlecht empfundene Schlafqualität während der Teenagerzeit war mit einem um 50 Prozent erhöhten Risiko für die Entwicklung einer MS verbunden. Deutlich unterschiedliche Schlafzeiten an Arbeits-/Schultagen und Wochenenden/freien Tagen schienen hingegen keinen Einfluss zu haben. Langer Schlaf, auch an Wochenenden oder an freien Tagen, wurde ebenfalls nicht mit einem erhöhten MS-Risiko in Verbindung gebracht.
Die Forscher weisen darauf hin, dass ihre Ergebnisse keinen kausalen Zusammenhang belegen. Allerdings sei gezeigt worden, dass zu wenig und schlechter Schlaf Auswirkungen auf Immunwege und Entzündungssignale hat und die Körperuhr ebenfalls an der Regulierung der Immunantwort beteiligt ist. Sorgen bereitet den Forschenden daher die intensive Nutzung sozialer Medien durch Jugendliche, die die ohnehin starke Veränderung des Schlafverhaltens in dieser Lebensphase noch weiter vorantreibe. "Aufklärungsmaßnahmen für Jugendliche und ihre Eltern über die negativen gesundheitlichen Folgen von unzureichendem Schlaf sind von großer Bedeutung“, resümieren die Forscher.