Tipps für mehr Lebensqualität mit Multipler Sklerose

Betroffene mit MS stehen immer wieder vor Herausforderungen, die gesunde Menschen nicht kennen – sei es eine eingeschränkte Mobilität, ständige Erschöpfung oder eine Schlafstörung. Wie kannst du den Alltag leichter meistern und deine Lebensqualität steigern? Hier findest du Informationen und Tipps zu Ernährung, Sport, Stress-Management und vielem mehr.
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Wie hängen Stress und MS zusammen?

Ein Blick in Online-Foren zeigt: Wer Multiple Sklerose hat, erlebt besonders viel Stress. Der unvorhersehbare Verlauf der MS stellt so manchen Plan in Privatleben und Beruf in Frage und sorgt für Unsicherheit. Und Beschwerden wie Schmerzen und Gehstörungen oder Sexualstörungen verringern zusätzlich die Lebensqualität im Alltag. Solche Einschränkungen nagen oft stark am Selbstwertgefühl, führen zu Versagensängsten und manchmal sogar zu sozialem Rückzug.

Ein Teufelskreislauf, denn psychischer Stress kann wiederum die Krankheitsanzeichen der Multiplen Sklerose verstärken: Studien zeigen, dass Stress MS-Symptome verschlechtern kann.1 Wissenschaftler konnten bei MS sogar einen Zusammenhang zwischen Stress und dem Verlust von Hirnsubstanz (Hirnatrophie) feststellen.2

Bis heute gibt es dagegen keine Belege, dass Stress auch die Ursache der Erkrankung selbst sein kann.

Ruhig Blut! Stress beginnt auch im Kopf

Ob Stress schadet oder nicht, hängt auch bei MS-Betroffenen nicht nur von ihrem Gesundheitszustand und der aktuellen Lebenssituation ab. Auch Einstellungen und Werte, die oft schon in der Kindheit geprägt wurden, können uns das Leben unnötig schwer machen – darunter Perfektionismus, überhöhte Ansprüche an uns selbst und das Bestreben, es allen recht zu machen.3

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Optimismus in Bezug auf persönliche Lebensperspektiven beeinflussen uns dagegen positiv – wenn wir uns zutrauen, schwierige Situationen durchzustehen, nehmen wir diese eher als Herausforderung und nicht als unüberwindbares Hindernis wahr. Die gute Nachricht: Optimismus kann man trainieren. So entstehen bereits positive Gefühle und eine optimistische Einstellung, wenn man sich die eigene Zukunft als besonders rosig ausmalt. Ebenso kann es helfen, sich bewusst an den kleinen Dingen zu erfreuen – seien es die ersten Sonnenstrahlen am Morgen, das Lächeln eines Mitmenschen oder Vogelgezwitscher.4,5

MS und Stress: Wie kann ich den Teufelskreislauf durchbrechen?

Da Stress oft „hausgemacht“ ist, liegt es auch in deiner Hand, Stress vorzubeugen und auf diese Weise den Verlauf deiner MS positiv zu beeinflussen. Hier findest du zehn Tipps für mehr Zufriedenheit und Entspannung im Alltag6,7:

  • Sich umfangreich informieren: Eigne dir umfassendes Wissen über MS an. Denn Betroffene, die gut über MS informiert sind, haben weniger Schübe. So hat wohl für viele Betroffene das Gefühl, einen persönlichen Handlungsspielraum zu haben, einen „Anti-Stress-Effekt“. Umfassende Informationen bietet z. B. die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft. Broschüren zu unterschiedlichen Themen rund um die MS kannst du außerdem unter www.aktiv-mit-ms.de/service herunterladen.
  • Tages- und Wochenplan erstellen: Schreib dir detailliert anstehende Termine und Aufgaben für den jeweiligen Tag und die ganze Woche auf. Achte auch darauf, dir deine Zeit realistisch einzuteilen, und rechne Puffer und Pausen mit ein.
  • Mit anderen Betroffenen austauschen: Oft hilft es zu erfahren, wie andere Betroffene ihre Erkrankung erleben und damit umgehen. In verschiedenen Foren kannst du dich mit anderen MS-Erkrankten austauschen und Rat einholen.
  • Stress-Management umfasst verschiedene Methoden, um belastenden Stress zu verringern, und hat nachweislich einen positiven Einfluss auf die Krankheitsaktivität.8 Zum Stress-Management gehört auch ein gutes Zeit-Management. Lerne z. B. Prioritäten zu setzen, Pausen einzuplanen, wenn möglich Aufgaben zu delegieren und auch mal Nein zu sagen.
  • Hilfe in Anspruch nehmen: Scheue dich nicht, deinen Partner und deine Familie sowie Freunde um Unterstützung zu bitten. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann dich dabei unterstützen, belastende Denk- und Verhaltensmuster aufzudecken und persönliche Strategien zur Stressbewältigung zu finden. Hab dabei Geduld mit dir selbst! Denn Werte, Denk- und Verhaltensweisen ändern sich nicht über Nacht.
  • Informationsflut stoppen: Nimm dir ab und zu eine Auszeit von Telefon, Radio, Fernsehen und Internet. Versuche auch, im Job die E-Mails möglichst gebündelt zu bearbeiten.
  • Beziehungen pflegen: Nimm dir Zeit für andere, für offene Gespräche und schöne Unternehmungen. Gemeinsame Erlebnisse bleiben in Erinnerung und festigen die Beziehung zur Familie und zu Freunden.
  • Für schöne Dinge Zeit nehmen: Räume dir regelmäßig Zeit für Erholung und Dinge ein, auf die du dich freust – vom Spaziergang über den Spieleabend mit Freunden bis zum Konzertbesuch.
  • Tagebuch führen: Nimm dir regelmäßig – am besten täglich – Zeit, um deine Gedanken aufzuschreiben. Denn das Schreiben eines Tagebuchs eignet sich wunderbar zur Selbstreflektion und kann helfen, Ängste und belastende Erlebnisse zu bewältigen.
  • Stress-Anzeichen beachten: Achte auf dein Wohlbefinden – und steuere schon bei den ersten Stress-Anzeichen aktiv dagegen.

Mehr Informationen zu MS und Stress findest du in der Broschüre „Wissenswertes zum Thema Stress“.

Fatigue bei MS – Tipps für den Umgang mit schwerer Erschöpfung

Bleierne Müdigkeit und Erschöpfung schon nach geringer körperlicher oder geistiger Anstrengung – damit kämpfen viele MS-Betroffene Tag für Tag. Gegen das sogenannte Fatigue-Syndrom gibt es bis heute kein wirksames Medikament. Betroffene können sich jedoch den Umgang mit der Fatigue erleichtern, indem sie den Tageslauf ihren persönlichen Bedürfnissen anpassen.9 Lies dazu unsere Tipps:

  • Professionellen Rat einholen: Lasse dich von deiner behandelnden Ärztin oder deinem behandelnden Arzt, Physiotherapeuten und MS-Fachberater/-in beraten.
  • Tagesablauf planen: Die täglichen Aufgaben erfordern Kraft und Konzentration. Lerne, nicht einfach schnell loszulegen – koordiniere stattdessen deine Aufgaben. Beginne am besten mit der schwersten oder unangenehmsten Aufgabe und lege regelmäßig Pausen ein.
  • Regelmäßig bewegen: Sei aktiv! Sport und Bewegung verbessern dauerhaft dein Wohlbefinden, deine Stimmung und Leistungsfähigkeit.10
  • Hitze vermeiden: Fatigue kann durch Hitze und höhere Körpertemperaturen verstärkt werden – Mediziner sprechen vom sogenannten Uhthoff-Phänomen. Halte dich daher bei hohen Sommertemperaturen in kühlen Räumen auf. Eine kühle Dusche und Kühlaggregate können die Körpertemperatur senken. Vermeide auch Hochleistungs-Sport, da sich der Körper dabei zu sehr erhitzt.
  • Ruhepausen einplanen: Integriere gezielt Pausen in den Alltag, in denen du dich erholen und entspannen kannst. Versuche dabei, ein für dich ausgewogenes Maß an Arbeit und Pausen zu finden, um leistungsfähig zu sein. Nimm dir dafür Zeit – es kann ein mühsamer Prozess sein, die Grenzen der Belastbarkeit herauszufinden. Tritt die Müdigkeit immer zur gleichen Zeit auf? Versuche dich auszuruhen, bevor sie am schlimmsten ist.
  • Soziales Umfeld einweihen: Rede mit Familie und Freunden, aber auch mit deinem beruflichen Umfeld offen über deine Erschöpfbarkeit. So kannst du Missverständnissen vorbeugen und es deinem sozialen Umfeld ermöglichen, sich auf die Fatigue einzustellen.
  • Wohn- und Arbeitsumfeld anpassen: Richte deine Wohnung nach deinen Bedürfnissen ein. Sei es in der Küche, im Wohnzimmer oder am Arbeitsplatz: Häufig verwendete Dinge sollten stets in deiner Nähe und gut erreichbar sein. So sollte der Drucker eher bei dir auf dem Tisch oder direkt neben dir stehen, um unnötiges Aufstehen zu vermeiden. Ein Headset erleichtert das Telefonieren. In der Küche ist eine Sitzgelegenheit von Vorteil, damit du beim Vorbereiten des Essens nicht stehen musst.
  • Ausgewogen ernähren: Achte auf eine gesunde Ernährung. Verzichte möglichst auf Alkohol und schwere Mahlzeiten.

Multiple Sklerose: Tipps für Sport und Bewegung im Alltag

Wer Sport macht oder sich im Alltag viel bewegt, beugt Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen vor – dies gilt für uns alle.11,12 MS-Betroffene profitieren noch darüber hinaus von Sport und Bewegung: Sie können ihre Muskelkraft verbessern, ihr Gleichgewicht fördern und MS-Symptome wie z. B. Fatigue- und Spastik-Anzeichen lindern. Indem MS-Erkrankte ihre Fitness steigern, können sie zudem oft ihre Mobilität und ihren Alltag besser bewältigen.13,14

Übungen bei MS: So trainierst Du richtig

Wer MS hat, der kann von einem gezielten Training, das Ausdauer, Kraft, Koordination und Gleichgewicht schult, profitieren. Zu Beginn arbeitest du am besten mit einem Trainer oder Physiotherapeuten zusammen, der sich mit Sport bei MS auskennt. Er kann dir zum Beispiel zeigen, wie du eine Fehl- und Überbelastung vermeiden und mit Beschwerden wie Gleichgewichtsstörungen, Fatigue, Muskelschwäche und Spastik umgehen kannst. Da MS bei jedem Menschen anders verläuft, wird dein Trainer die Übungen an deine persönlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse anpassen.

Unsere Tipps für dein Training:

  • Verzichte während eines Schubes weitgehend auf körperliche Aktivitäten. Ratsam ist, nur die Übungen zu machen, die dein Physiotherapeut dir zeigt.
  • Vermeide Überanstrengung! Fang am besten mit kleinen Trainingseinheiten an und steigere langsam dein Pensum. Baue auch kleine Pausen ein.
  • Achte darauf, dass du dich während des Trainings wohlfühlst, und nimm auch Rücksicht auf deine Symptome.
  • Verzichte bei Hitze auf Sport oder trainiere in einem kühlen Raum! Denn bei vielen MS-Betroffenen verstärken sich Symptome wie Fatigue, Seh- und Gleichgewichtsstörungen, wenn sich ihre Körpertemperatur erhöht.
  • Dusche nach dem Training eher mit kühlem Wasser.
  • Bevorzuge beim Schwimmen Wassertemperaturen zwischen 22 und 26 Grad. Wärmere Temperaturen verstärken bei vielen MS-Betroffenen die Beschwerden.
  • Bei Menschen mit MS kommt es oft zu täglichen Schwankungen bei der körperlichen Leistungsfähigkeit. Ein Sport-Tagebuch kann dir helfen, die Ursache dafür herauszufinden.
  • Entspanne dich nach dem Training.

Welche Sportarten eignen sich für Menschen mit MS?

Hast du dich entschieden, regelmäßig Sport zu machen? Suche dir am besten eine Sportart aus, die dir auch Spaß macht – denn nur wenn du am Ball bleibst, wird sich der Sport langfristig positiv auf deine Gesundheit auswirken. Lasse dich auch nicht gleich von deinem Lieblingssport abbringen, wenn du körperlich eingeschränkt bist: Manchmal reicht es z. B. aus, in Krankheitsphasen auf eine Alternative zum gewohnten Training umzusteigen. Lasse dich am besten von deiner Ärztin oder deinem Arzt bzw. deiner Physiotherapeutin oder deinem Physiotherapeuten beraten, wenn du nicht sicher bist, wo deine körperlichen Grenzen liegen.15

Ideal für MS-Erkrankte ist ein moderates Ausdauertraining.16 Besonders geeignet sind zum Beispiel Nordic Walking, Radfahren und Schwimmen. Meide jedoch Sportarten, die du nicht spontan abbrechen kannst, wie zum Beispiel Klettern im Hochgebirge.

Kognitive Probleme bei MS: Wie bringe ich mein Gedächtnis auf Trab?

Bei MS treten häufig auch kognitive Einschränkungen auf, wie z. B. Konzentrationsprobleme, eine verlangsamte Verarbeitung von Informationen und Vergesslichkeit.17 Viele Betroffene haben daher das Gefühl, nicht mehr „mitzukommen“.18

Kognitives Training hilft dir, deine Konzentration zu steigern und dein Gedächtnis zu verbessern. So gewinnst du Selbstbewusstsein und bist besser für die Herausforderungen im Beruf und privatem Alltag gewappnet. Mit einfachen Memo-Spielen bringst du deine grauen Zellen auf Trab. Spieleklassiker wie z. B. „Ich packe meinen Koffer und nehme … mit“ eignen sich ebenso wie Denk- und Rätselspiele. Mit dem Aktiv mit MS-Gedächtnistraining kannst du z. B. kostenlos deine kognitiven Fähigkeiten trainieren. Im Fokus der Übungen stehen vier Bereiche, die bei MS-Erkrankten am häufigsten betroffen sind:

  • Merkfähigkeit / Gedächtnis
  • Aufmerksamkeit / Konzentration
  • Schlussfolgerndes Denken
  • Visuell-räumliches Denken

Mithilfe der Aktiv mit MS-App kannst du die Übungen auch unterwegs abrufen. Lade die App einfach auf dein Tablet oder Smartphone – und los geht’s.

Tipps gegen Vergesslichkeit im Alltag

  • Nutze deine Tätigkeiten im Alltag, um eigene Übungen zu entwickeln. Rechne z. B. beim Einkaufen von Lebensmitteln die Preise deiner Waren im Kopf zusammen.
  • Achte auf kurze und vor allem regelmäßige Trainingseinheiten – sie können die Gedächtnisleistung besonders effektiv verbessern.
  • Im Alltag helfen Routinen. Dazu gehören vor allem ein fester Platz für wichtige Dinge wie Schlüssel, Handy und Portemonnaie.
  • Notiere schriftlich wichtige Dinge – digital auf dem Smartphone oder ganz klassisch auf einem Notizzettel.
  • Ein kleiner Trick kann dir helfen, Namen, Einkaufslisten und Geburtstage im Gedächtnis zu behalten: Verbinde das, was du dir merken willst, mit einer Geschichte.
  • Schule deine räumliche Wahrnehmung, indem du z. B. einen Weg in Gedanken abgehst.
  • Schlafe ausreichend, denn Schlaf ist z. B. für die Bildung eines Langzeitgedächtnisses wichtig.
  • Bewege dich ausreichend! Es ist belegt, dass sich sportliche Aktivität positiv auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirkt. So wird bei regelmäßiger Bewegung das Gehirn besser durchblutet.19

Was kann ich gegen Blasenstörungen bei MS unternehmen?

Vielleicht bist du, wie viele Betroffene mit MS im Laufe ihres Lebens, auch von einer Blasenstörung betroffen? Dagegen kannst du etwas unternehmen – z. B. mit einem angepassten Trinkverhalten im Alltag und einem gezielten Beckenbodentraining.

Der Beckenboden ist eine Muskelplatte, die die Organe im Bauchraum stützt und den Bauchraum von unten abschließt. Eine gute Beckenboden-Muskulatur unterstützt die Funktion der Blase und ist außerdem wichtig, um Stuhl zu halten. Ein Training des Beckenbodens kann daher Blasenstörungen und Stuhl-Inkontinenz lindern und auch bei sexuellen Problemen helfen. Das Training steigert so die Lebensqualität – bei Frauen ebenso wie bei Männern. Du kannst es einfach zu Hause, im Büro oder unterwegs durchführen.20

Mit diesen Übungen kannst du deine Beckenboden-Muskulatur gezielt trainieren.

Tipps bei Blasenstörungen: Das hilft dir im Alltag

  • Trinke ausreichend! Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser täglich. Bekommt dein Körper zu wenig Flüssigkeit, kann dies deine Leistungsfähigkeit einschränken und zu Beschwerden wie Schwindel, Kopfschmerzen, Harnwegsinfektionen und Nierenproblemen führen.
  • Verzichte auf Kaffee, schwarzen Tee oder Cola, da diese Getränke harntreibend sind.
  • Stelle deine Tagesmenge an Flüssigkeit am besten schon morgens gut sichtbar bereit, zum Beispiel an deinem Arbeitsplatz. So kannst du besser kalkulieren, wie es um dein Pensum steht.
  • Trinke bei Hitze mehr.
  • Gehe noch einmal auf die Toilette, bevor du das Haus verlässt. Bewegung treibt die Blase an – daher könntest du in unpassenden Momenten Harndrang verspüren.
  • Vermeide einen verstärkten Druck bei der Entleerung des Darms – dies kann die Beckenmoden-Muskulatur schwächen.21

Hier erfährst du außerdem, welche Formen der Blasenstörung es gibt.

Hygiene und Körperpflege bei MS-bedingter Blasenstörung

Liegt eine Blasenschwäche vor, sollten auch Hygienemaßnahmen und Körperpflege angepasst werden. Hier einige Tipps:

  • Gelangt Urin auf die Haut, sollte er möglichst schnell abgewaschen werden, um Hautreizungen vorzubeugen.
  • Bei minimaler Inkontinenz reicht die Verwendung einer normalen Slipeinlage. Es gibt aber auch spezielle Einlagen, die den Urin geruchsneutral auffangen.
  • Verwende zum Waschen möglichst pH-neutrale Produkte.
  • Trockne die Haut gut ab. Hat deine Ärztin oder dein Arzt eine Blasenstörung diagnostiziert, frage ihn nach einem Rezept für Einlagen. Das schont den Geldbeutel.
  • Für Männer sind eventuell Kondomurinale geeignet.

Blasenstörungen und Stuhl-Inkontinenz sind bis heute ein gesellschaftliches Tabu und belasten Betroffene daher oft besonders. Blasenstörungen lassen sich jedoch gut behandeln. Zögere daher nicht, deinen Neurologen auf mögliche Therapien anzusprechen.22

Welche Rolle spielt die Ernährung bei Multipler Sklerose?

Es gibt bei MS keine Diät, deren Wirkung wissenschaftlich belegt ist. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Ernährung über die Darmflora den Krankheitsverlauf der MS beeinflusst.23 Forscher fanden z. B. heraus, dass kurzkettige Fettsäuren bei MS Entzündungsreaktionen unterdrücken können und eine regulierende Wirkung auf das Immunsystem haben.24 Eine ballaststoffreiche Ernährung kann z. B. die Bildung solcher kurzkettigen Fettsäuren fördern.

Es gilt auch als gesichert, dass sich eine ausgewogene Ernährung positiv auf die Entzündungs- und Immunprozesse im Körper auswirken kann.25 Dazu gehören bestimmte Fette, Vitamine und Spurenelemente.

Tipps für eine gesunde Ernährung bei MS

Fette

Omega 3-Fettsäuren hemmen entzündliche Prozesse im Körper. Diese sind z. B. in fettreichen Fischen wie Lachs, Hering und Makrele enthalten. Das gesunde Fett ist aber auch in Lein- oder Rapsöl, Avocados, Walnüssen, Mandeln oder Chia-Samen zu finden. Nimm zugleich möglichst wenige tierische Fette zu dir, da sie Entzündungen fördern.

Antioxidantien

Bei Menschen mit Multipler Sklerose kann durch andauernde Entzündungsprozesse der Bedarf an Antioxidantien erhöht sein. Diese helfen unserem Körper dabei, sich vor oxidativem Stress zu schützen – also vor Stress für unsere Körperzellen. Wichtige Antioxidantien sind: Vitamin A, Vitamin C, Vitamin E, β-Karotin und die Spurenelemente Kupfer, Selen und Zink. Diese Nährstoffe kannst du bei einer ausgewogenen Ernährung in der Regel mit der täglichen Nahrung zu dir nehmen. Antioxidantien kommen vor allem in Obst und Gemüse vor.26,27

Vitamin D und Kalzium

Wissenschaftler vermuten, dass ein Vitamin D-Mangel zur Entstehung der Multiplen Sklerose beiträgt. Sie haben festgestellt: Die Häufigkeit von MS nimmt mit wachsender Entfernung vom Äquator zu. Daher liegt der Verdacht nahe, dass die Sonnenscheindauer durch Anregung der Vitamin D-Produktion das Risiko beeinflusst, an MS zu erkranken – denn unser Körper kann unter Einfluss von UV-Strahlung Vitamin D produzieren. Zugleich beobachtete man, dass MS-Betroffene einen niedrigeren Vitamin D-Spiegel haben als Gesunde.

Nimm daher ausreichend Vitamin D zu dir. Es ist vor allem in fettreichem Fisch (Lachs, Hering, Makrele), aber auch in Leber, Innereien oder Eiern enthalten. Daneben ist auch Kalzium wichtig, denn Menschen mit Multipler Sklerose haben ein erhöhtes Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Gute Kalziumlieferanten sind z. B. Milch und Milchprodukte.

Frage am besten deine Ärztin oder deinen Arzt, ob eine zusätzliche Gabe von Vitamin D sinnvoll ist – vor allem dann, wenn du dich nur wenig in der Sonne aufhältst.28

Vollkornprodukte

Bevorzuge Vollkornprodukte wie z. B. Vollkornbrot, Vollkornnudeln, Frischkornmüsli und Haferflocken. Meide dagegen Weißmehlprodukte (Nudeln, Brot, Brötchen, Kuchen).

Vorsicht bei Alkohol

Vermeide übermäßigen Alkoholkonsum. Ab und zu ein Glas Bier oder Wein schadet nicht, sofern es die Ärztin oder der Arzt dir nicht verboten hat. Verzichte jedoch am besten ganz auf Alkohol, wenn du unter Schwäche, Müdigkeit oder Gleichgewichtsstörungen leidest – denn Alkohol kann diese Probleme verschlimmern.29

Reisen mit Multipler Sklerose

Der Urlaub ist für viele ein Lichtblick im ganzen Jahr. Auch MS-Betroffene müssen nicht auf Reisen verzichten. Allerdings ist es für sie besonders wichtig, die Reise gut vorzubereiten und sich mit möglichen Risiken und Versorgungsmöglichkeiten vor Ort auseinanderzusetzen. Kläre in jedem Fall mit dem Neurologen/der Neurologin deine Reisetauglichkeit, und stimme auch das Urlaubsziel ab. Zugleich solltest du bei der Planung darauf achten, dass deine Reise körperlich nicht zu anstrengend ist.

Beginne am besten – je nach Art der Reise – 3 bis 6 Monate zuvor mit der Planung:

  • Darfst du alle notwendigen Medikamente mit Dir führen? Wenn du eine Injektionstherapie erhältst, brauchst du wahrscheinlich eine Bescheinigung über die benötigten Medikamente.  Diese wird oft am Zoll geprüft. Mit Bescheinigung dürfen die Medikamente zudem mit ins Handgepäck.
  • Falls du dir deine Medikamente spritzt, gehören Spritzen, Kanülen, Tupfer und Desinfektionsmittel mit auf die Reiseliste.
  • Bereite die Aufbewahrung deiner Medikamente vor:  Musst du dabei etwas beachten (z. B. Kühlung der Medikamente)?
  • Gibt es im Urlaubsland eine ausreichende medizinische Versorgung? Kläre in diesem Zusammenhang, ob es Sinn macht, Reservemedikamente mitzunehmen.
  • Besorge dir die Kontaktdaten der deutschen Botschaft. Erkundige dich auch, ob es eine MS-Gesellschaft in deinem Urlaubsland gibt.
  • Speichere alle wichtigen Gesundheits-Dokumente per E-Mail, in deiner Cloud oder auf deinem Mobiltelefon.
  • Welche Impfungen brauchst du? Welche Impfungen kannst du dir verabreichen lassen, und mit welcher Vorlaufzeit musst du rechnen?
  • Brauchst du Hilfsmittel, z. B. Lagerungskissen?
  • Besorge dir einen Europäischen Notfallausweis. Hier sind alle wichtigen Infos zu deiner Gesundheit in neun Sprachen hinterlegt, u.a. Erkrankungen, Blutgruppe, einzunehmende Medikamente und Kontaktpersonen. Den Notfallausweis gibt es z. B. in der Apotheke.
  • Informiere das Personal am Flughafen oder Bahnhof, wenn du nicht mobil ist und Hilfe brauchst (z. B. beim Transport eines Rollstuhls oder anderer Hilfsmittel).30

Tipps für deinen Besuch beim Neurologen

Indem du dich bestmöglich auf den Besuch bei deinem behandelnden Neurologen vorbereitest, kannst du ihm helfen, eine gesicherte Diagnose zu stellen und die bestmögliche Behandlung für dich zu finden. Eine Checkliste hilft dir dabei:

  • Erstelle eine Übersicht über deinen bisherigen MS-Verlauf – mit Notizen zu deinen Symptomen, dem Krankheitsbeginn und den Zeiträumen deiner Schübe.
  • Notiere auch bisherige Multiple Sklerose-Therapien.

Tipp:

  • Nutze die Tagebuch-Funktion der Aktiv mit MS-App. Du kannst mit der App z. B. ganz leicht alle bisher durchgeführten Untersuchungen, Injektionen oder die Einnahme eines Medikamentes dokumentieren.

Empfiehlt dir deine Ärztin oder dein Arzt eine Therapie? Folgende Punkte solltest du klären:

  • Wie sehen die Erfahrungen deiner Ärztin oder deines Arztes mit Patienten bei dieser Therapie aus?
  • Wie unterscheidet sich diese Therapie von anderen Therapieformen?
  • Auf welche Weise hilft mir die Behandlung?
  • Wie oft und in welcher Form werden mir die MS-Medikamente verabreicht?
  • Inwiefern wird die Multiple Sklerose-Therapie meinen Alltag beeinflussen?
  • Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen?
  • Woran kann ich erkennen, ob die MS-Therapie bei mir wirklich wirkt?

MS-Therapien wirken sich auch auf den Alltag aus. Dies solltest du daher wissen:

  • Bekomme ich Unterstützung, damit ich die Behandlung möglichst gut in den Alltag integrieren kann?
  • Kann ich Sport treiben? Wenn ja – alle Sportarten?

Hast du einen Kinderwunsch? Dann kann dir deine Ärztin oder dein Arzt diese Fragen beantworten:

  • Ich möchte irgendwann gerne ein Kind bekommen. Würde sich dies auf die von der Ärztin oder vom Arzt empfohlene Behandlung auswirken?
  • Falls ich während der Therapie schwanger werde – wäre dies mit einem Risiko für mein Baby verbunden?
  • Kann ich ggf. unter der Therapie mein Kind stillen?

Wichtige Fragen kannst du auch in unserem Leitfaden zur Therapieauswahl nachlesen.


Referenzen:

  1. https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/wechselspiel_zwischen_stress_und_multipler_sklerose/ (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  2. https://www.amsel.de/multiple-sklerose-news/medizin/multiple-sklerose-und-stress/ (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  3. https://www.ugb.de/gesundheitsfoerderung/stress-entsteht-im-kopf/ (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  4. https://www.amsel.de/service/shop/amsel-infomaterial/mit-seelischer-staerke-der-ms-begegnen-resilienz-bestell-nr-s-25/ (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  5. https://www.multiplesklerose.ch/de/aktuelles/detail/einfluss-von-stress-auf-multiple-sklerose/ (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  6. https://www.amsel.de/multiple-sklerose-news/medizin/multiple-sklerose-und-stress/ (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  7. https://www.aktiv-mit-ms.de/leben/artikel/ms-und-stress-tipps-zu-mehr-entspannung/ (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  8. https://www.amsel.de/multiple-sklerose-news/medizin/weniger-ms-laesionen-dank-stress-management/ (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  9. https://www.amsel.de/multiple-sklerose/ms-wissenswert/fatigue-bei-ms/ (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  10. https://www.msges.at/leben-mit-ms/freizeitangebot-fuer-menschen-mit-multipler-sklerose-in-wien/sport/ (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  11. https://www.aerzteblatt.de/archiv/209444/Sport-als-Praevention-Fakten-und-Zahlen-fuer-das-individuelle-Mass-an-Bewegung (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  12. https://www.rki.de/DE/Content/Service/Sozialberatung/BGBL_Krprl_Akt_psych_Gesund.pdf?__blob=publicationFile (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  13. https://www.msges.at/leben-mit-ms/freizeitangebot-fuer-menschen-mit-multipler-sklerose-in-wien/sport (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  14. https://www.dmsg.de/multiple-sklerose-infos/ms-und-sport/einfuehrung/der-zusammenhang-zwischen-ms-und-sport/ (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  15. https://www.thieme.de/statics/dokumente/thieme/final/de/dokumente/sw_mvs-mediaservice/Buchkonzepte-Musterseiten_Friedrich_MS-Sport.pdf, (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  16. https://www.dmsg.de/multiple-sklerose-infos/ms-und-sport/geraetetraining/ausdauer/ (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  17. https://www.thieme.de/statics/dokumente/thieme/final/de/dokumente/sw_mvs-mediaservice/Buchkonzepte-Musterseiten_Friedrich_MS-Sport.pdf, S. 65ff, (Zuletzt abgerufen am 28.01.2022)
  18. https://www.msges.at/multiple-sklerose/symptome/gedaechtnisstoerungen/ (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)
  19. https://www.netdoktor.de/symptome/vergesslichkeit/ (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)
  20. https://neurotransconcept.com/i/2019/05/013 (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)
  21. https://www.dmsg.de/multiple-sklerose-infos/ms-behandeln/symptomatische-therapie/blasenstoerungen/ (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)
  22. https://www.amsel.de/multiple-sklerose-news/amsel-aktuell/pflege-zu-hause-teil-1/ (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)
  23. https://www.multiplesklerose.ch/de/leben-mit-ms/gesundheitstipps/ernaehrung/ (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)
  24. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/111128/Ernaehrung-koennte-den-Verlauf-einer-Multiplen-Sklerose-beeinflussen (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)
  25. https://www.amsel.de/multiple-sklerose/ms-themen/ms-und-ernaehrung/was-wir-empfehlen/antientzuendliche-ernaehrung/ (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)
  26. https://www.amsel.de/multiple-sklerose-news/medizin/8-tipps-fuer-die-ernaehrung-bei-ms (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)
  27. https://www.msges.at/leben-mit-ms/ernaehrung/ (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)
  28. https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Vitamin-D-Mangel-erhoeht-das-MS-Risiko-deutlich-304261.html (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)
  29. https://www.dmsg.de/multiple-sklerose-infos/faq/wie-wirkt-alkohol-auf-die-ms/ (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)
  30. https://www.amsel.de/multiple-sklerose-news/amsel-aktuell/reisen-mit-multipler-sklerose-1 (Zuletzt abgerufen am 04.02.2022)